
Willkommen im Main Floor
Spürst du noch den Bass dieser ehrwürdigen Räume? Der Club Zollamt war eine bedeutende Institution in der Stuttgarter Clubszene und ist bis heute ein kultureller Begegnungsort in Stuttgart-Bad Cannstatt. Untergebracht in den Räumen des ehemaligen Stuttgarter Zollamts, bot die Location mit drei Floors, einem großzügigen Außenbereich und einem legendären Party-Waggon zahlreiche Möglichkeiten für Veranstaltungen aller Art – von durchtanzten Nächten bis hin zu mehrtägigen Festivals.

Seit seiner Eröffnung im Jahr 2000 stand das Club Zollamt für Vielfalt: Mehrere Floors – darunter der Mainfloor, das ZaLo sowie ein umgebauter Güterwaggon auf – wie soll es anders sein – echten Gleisen – wurden regelmäßig bespielt. Das Publikum war ebenso bunt wie das musikalische Angebot: Techno- und Elektro-Fans, Reggae-Liebhaber, 90ies-Nostalgiker, Goths, Waver oder HipHop-Heads – alle fanden hier ihren Platz.
Bis zum Teilabriss des Gebäudes im Jahr 2018 konnten im Club sogar parallel zwei Veranstaltungen stattfinden – dank der Möglichkeit, das ZaLo unabhängig vom Rest des Clubs zu betreiben.
Unser Audio Rundgang durch den ehemaligen Club Zollamt
Zunächst ein reiner Clubbetrieb, bekannt für wummernde Beats und legendäre Nächte, bahnte sich 2012 ein Wandel an: Kulturinsel-Gründer Joachim Petzold übernahm die Location mit einer Vision. Rund um den Club sollte ein kultureller Begegnungsraum und urbaner Gemeinschaftsgarten entstehen – die Kulturinsel Stuttgart mit ihrem Garten Inselgrün.
Die Clubkultur blieb, doch das Programm wurde ergänzt – um Veranstaltungen aus Hoch- und Subkultur: Lesungen, Ausstellungen, Performances und vieles mehr. Besucher*innen konnten nicht nur feiern, sondern beispielsweise auch ihre Minze für Drinks im Garten selbst pflücken.


Bühne für Stars und Newcomer
Das Club Zollamt war Bühne und Sprungbrett zugleich. Neben etablierten Acts wie Gentleman oder Gestört aber Geil erhielten auch Newcomer ihre Chance – bei eigens eingerichteten „Newbie Nights“. Zu den bekanntesten Reihen zählte die Ü30-Party, einst exklusiv für Gäste über 30, inzwischen im neuen, familienfreundlichen Tagesformat wiederbelebt – mit Sounds und DJs von damals.
Zollamt im Film und Fernsehen
Das besondere Ambiente des Clubs zog auch Kamera-Teams an: Ob als Kulisse für Tatort-Drehs, studentische Filmprojekte oder Musikvideos – das Zollamt war mehr als nur Veranstaltungsort. Es war Bühne, Leinwand und Inspiration.
Kunst, die bleibt
Wo samstags getanzt wurde, wurde sonntags Kunst erlebt: Das ZaLo verwandelte sich regelmäßig in eine Galerie. Das Künstlercafé öffnete seine Türen für wechselnde Ausstellungen und Themen.
Viele heute bekannte Künstler*innen hinterließen hier ihre Spuren – nicht nur auf Leinwand, sondern auch an den Wänden selbst. Von Graffiti und 3D-Lichtinstallationen über Tapeten-Kunst bis hin zu Werken, die gesellschaftskritische Fragen aufwarfen.
Theater, das Grenzen sprengt
Die Kulturinsel Stuttgart wurde zur Plattform für alternative Theaterformen und kreative Experimente. Unkonventionelle Stücke fanden hier Raum – wie „Rat Krespel“, die erste Oper für Gehörlose und Hörende, ganz ohne Sprache, nur durch Musik, Bass und Bewegung. Ebenso fanden Projekte wie König Ubu in moderner Interpretation mit Rap, Spoken Word und Tanz ihren Platz.
Auch Produktionen wie Valentino Frosch vom Theater PiedDeFou, das Poesie und gesellschaftliche Themen barrierefrei verknüpft, oder Filmformate wie der Opernlangfilm Träne der Daphne, der visuelle Kunst, Musik und Theater vereint, wurden realisiert. Diskussionen zu brennenden Themen – etwa zur Klimakrise mit Heißzeit – Wege aus der Klima-Katastrophe von und mit Thomas Aders – rundeten das kulturelle Spektrum ab.
Ein neuer Takt – das Zollamt heute
Im Dezember 2019 schloss der Club offiziell seine Türen. Doch das Areal lebt weiter – in Form von nachbarschaftsfreundlichen Tages-Events, kulturellen Highlights und besonderen Feiern wie Halloween oder Silvester. Die Ü30-Party ist wieder da – diesmal im neuen Gewand: familienfreundlich, aber mit der Energie und Musik der alten Zeiten.




Die Geschichte Des Club Zollamt
Die Geschichte des Club Zollamts als reines Clubkonzept endet 2019 – aber die Erinnerungen vibrieren weiter. In den Wänden, in den Geschichten, im Bass, der nie ganz verstummt ist. Danke für all die Nächte, all die Menschen, all die Momente.
[...]Was schon einige Male angekündigt wurde, ist nun Gewissheit: Aufgrund der fortwährenden Lärmbeschwerden der Anwohner, für die wohl gerade der Aufbruch der Partygäste in den frühen Morgenstunden ein Problem war, wird der Club nun zum Jahresende geschlossen. Bevor sich das Zollamt an Silvester dann im wahrsten Sinne des Wortes mit einem Feuerwerk verabschiedet, wird den ganzen Monat über noch einmal gebührend gefeiert. Die Räumlichkeiten vor Ort werden übrigens weiter genutzt: Ab Januar 2017 ist die Kulturinsel Stuttgart Hauptmieter des Areals und soll mit kreativen und sozialen Projekten das kulturelle Programm der Stadt bereichern.[...]
[...] „Die ganze Situation ist surreal. Wir kommen gar nicht dazu, das alles zu realisieren“, erzählt Petzold wenige Tage vor der Schließung. Er beschreibt es als schmerzhaften Abschied auf Raten, mit jeder letzten Ausgabe einer regelmäßigen Veranstaltungsreihe wird eine ganz eigene Closing-Party gefeiert. Das geschah mal mit satten Grooves bei Kingston Hot, mal mit düsterem Gewummer bei Our Darkness.
Das war letztlich das Besondere an dem Schuppen: Hip-Hop, Dancehall, Elektro, Gothic, aber auch zahlreiche andere Events, Lesungen oder Live-Konzerte koexistierten hier friedlich. „Wir waren immer für alles und alle offen, ganz ohne Vorurteile.“ [...]

Bilder
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Super! Ein Willkommensraum ist mehr als nur ein physischer Ort – er ist eine offene Einladung an alle, die ankommen, sich orientieren und Teil einer Gemeinschaft werden möchten. Besonders für Menschen, die neu in einer Stadt oder einem Land sind, kann ein solcher Raum eine erste Anlaufstelle sein, um Kontakte zu knüpfen, Unterstützung zu erhalten und sich willkommen zu fühlen.
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